Vor fast viereinhalb Jahren öffnete in der Essener Innenstadt mit dem „Oseberg“ ein Ladengeschäft, das ausschließlich Kleidung der extrem rechten Marke „Thor Steinar“ verkauft. Diese Filiale ist nach wie vor die einzige ihrer Art im Westen Deutschlands. Nach anfänglichen Protesten und antifaschistischen Aktionen ist es mittlerweile recht still um den Nazi-Laden geworden. Da der Mietvertrag des „Oseberg“ in absehbarer Zeit ausläuft, rufen wir als antifaschistische Gruppen aus dem westlichen Ruhrgebiet für Samstag, den 14. September, zu einer Demonstration auf.
Wir wollen damit zum einen die Proteste für die Kündigung und somit Schließung des rechten Modegeschäfts wieder in Gang bringen und damit eine neue öffentliche Diskussion lostreten. Zum anderen ist es uns ein Anliegen, insbesondere dem Vermieter deutlich zu machen, dass wir nach wie vor keine Nazi-Läden akzeptieren und eine stillschweigende Verlängerung des Mietvertrags nicht widerstandslos hinnehmen werden.
Neonazi-Marke „Thor Steinar“ im Mainstream
„Thor Steinar“ gilt immer noch als Trendmarke in der extremen Rechten. Die Marke wurde 2002 von Neonazis im brandenburgischen Königswusterhausen registriert und verfügt hierzulande derzeit neben einem Internet-Versandhandel über zwölf begehbare Ladengeschäfte, die fast ausschließlich in den neuen Bundesländern angesiedelt sind. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt mittlerweile im siebenstelligen Bereich.
Die Marke wird zwar von Neonazis für Neonazis produziert, hat allerdings schon längst den begrenzten Kreis an Szeneangehörigen verlassen. Das liegt einerseits daran, dass das Unternehmen neben Artikeln, die etwa unverkennbar zu Gewalt gegen Antifaschist_innen aufrufen, auch Kleidungsstücke im Sortiment führt, die eher subtil positive Deutungsmöglichkeiten bezüglich nordisch-völkischer Mythologie, Kolonialismus und NS-Ideologie eröffnen. Andererseits konnte die Marke durch ihre zahlreichen – meist innenstadtnahen – Ladengeschäfte in die Öffentlichkeit vordringen und dadurch präsenter und zugänglicher werden als alle anderen expliziten Neonazi-Läden und -Marken. Diese konnten sich nie richtig von ihrer ästhetischen Ideenlosigkeit, stilistischen Altbackenheit und ihrem anrüchigem Hinterzimmer-Charme befreien. Im Gegensatz dazu war und ist es „Thor Steinar“ möglich, den Kundenstamm über das eigene NS-Klientel hinaus zu erweitern.
„Thor Steinar“ im Ruhrgebiet
Zunächst konnten Neonazis im Ruhrgebiet „Thor Steinar“ neben diversen Online-Shops im ehemaligen Dortmunder Neonazi-Laden „Donnerschlag“ käuflich erwerben. Dieser musste jedoch 2007 schließen. Im Jahr 2006 eröffnete ein rechter Hooligan in Bochum den Laden „Goliat!“, der hauptsächlich die Marke „Thor Steinar“ vertrieb. Nach zahlreichen Antifa-Protesten schloss der Betreiber nach nicht mal einem Jahr den Laden und eröffnete ihn für wenige Wochen in Dortmund erneut.
Seit 2007 konnte also im Ruhrgebiet, dank erfolgreicher Proteste, die rechte Bekleidungsmarke nicht mehr über Ladentische verkauft werden. Am 3. April 2009 eröffnete dann an der Viehofer Straße 20, in der Essener Innenstadt mit dem „Oseberg“ ein eigener „Thor Steinar“-Laden, der der erste und nach wie vor einzige in Westdeutschland ist.
Rechten Modemarken keinen Raum in der Öffentlichkeit geben!
Unmittelbar nach der Eröffnung kam es zu ersten Protesten gegen das Geschäft. So demonstrierten am 6. April 2009 rund 200 Menschen gegen den „Oseberg“. Es folgten weitere Demonstrationen mit 200 und 500 Teilnehmer_innen am 18. April und am 6. Juni 2009. Am Rande dieser Veranstaltungen kam es jedes Mal zu Provokationen von Mitarbeiter_innen des rechten Bekleidungsgeschäftes, die beispielsweise versuchten, Demonstrationsteilnehmer_innen zu fotografieren.
Neben Demonstrationen und Kundgebungen kam es seit der Eröffnung zu zahlreichen Sachbeschädigungen für die Schließung des Geschäftes. Unbekannte schlugen mehrfach die Scheiben des „Oseberg“ ein und verübten Farb-Attacken, weshalb die Schaufenster über Jahre hinweg mit schwarzen Holzlatten verkleidet wurden.
Mittlerweile haben sich die Proteste für die Schließung des Ladens weitgehend gelegt. Die letzte große Antifa-Demonstration fand zum Jahrestag der Eröffnung im Jahr 2010 statt und auch die Sachbeschädigungen sind so weit zurückgegangen, dass der Betreiber des „Oseberg“ die Holzlatten-Verkleidung von seiner Fassade entfernen konnte und die Verkaufsfiliale aktuell den Eindruck eines normalen Geschäfts erweckt.
Diesen bedauerlichem Umstand wollen wir ändern! Der Mietvertrag des „Oseberg“ läuft zwar regulär erst zum 31. März 2014 aus, er verlängert sich jedoch automatisch, wenn ihn der Vermieter nicht spätestens bis zum 30. September dieses Jahres aufkündigt. Aus diesem Grund rufen wir als antifaschistische Gruppen zwei Wochen vor dieser Deadline zu einer Demonstration zum „Oseberg“ auf! Wir wollen öffentlich deutlich machen, dass wir keine Nazi-Läden dulden werden und den Vermieter auffordern, jetzt, wie auch von ihm kurz nach der Eröffnung versprochen, den Mietvertrag zu kündigen!
Kommt am Samstag, dem 28. September 2013, nach Essen! Treffpunkt ist um 12:00 Uhr am Hauptbahnhof!
Rechten Modemarken keinen Raum in der Öffentlichkeit geben!
Dem „Thor Steinar“-Laden in Essen kündigen und dichtmachen!*
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