PM: Hamm bleibt Nazihochburg

In unserer Rubrik „Nazis in Hamm“ ist ab sofort die um 2015 erweiterte Chronik Hammer Naziaktivitäten abrufbar. Im folgenden Text haben wir diese zusammengefasst.

Auch 2015 waren Neonazis in Hamm kontinuierlich aktiv. Auffällig im Vergleich zu den Vorjahren war insbesondere die Fokussierung auf das Thema „Geflüchtete“. Stimmungsmache gegen diese war auch in den Vorjahren immer wieder Teil des „Parteiprogramms“, 2015 machte das Thema den Schwerpunkt der politischen Arbeit aus. Nicht grundlos, fand doch die Aggression der mehrheitlichen, deutschen Bevölkerung gegenüber Geflüchteten seit dem Anfang der 90er nicht mehr einen derartigen Höhepunkt wie im vergangenen Jahr. Erleichtert wurde diese Entwicklung durch den Rechtsruck größerer rechter Parteien, wie beispielsweise CDU/CSU und AfD, die rassistische Inhalte weiter gesellschaftsfähig gemacht haben.
Generell gab sich “Die Rechte” 2015 “bürgernah”: Zum neuen Schuljahr wurden Schulstartpakete an deutsche Familien verteilt, sowie aufgrund einer Vergewaltigung im Hammer Osten Pfeffersprays an deutsche Frauen ausgegeben.
Im Zusammenhang mit der Hetze gegen Geflüchtete steht auch eine starke Vernetzung mit den Strukturen des Kreisverbandes Dortmund von „Die Rechte“ . Ein Beispiel hierfür sind eine Vielzahl von Demonstrationen gegen Asylunterkünfte in Dortmund, bei denen “Die Rechte” Hamm zugegen war. Im Gegenzug nahmen Dortmunder Neonazis an der Kundgebung gegen die Alfred-Fischer-Halle als Übergangsunterkunft teil. Darüber hinaus nahmen Mitglieder des Hammer Kreisverbandes an einer AfD-Demonstration in Oelde Teil, Berührungsängste scheint es keine zu geben. Weiterhin aktiv ist auch die Kooperation zwischen „Die Rechte“ und der NPD, vorrangig mit deren Kreisverband Unna/Hamm, was sich besonders deutlich an der gemeinsamen Organisation von Vortragsveranstaltungen zeigt.
Neben dem “Kampf um die Straßen” organisierte “Die Rechte” Hamm mehrere Saalveranstaltungen mit Geschichtsrevisionisten (Olaf Rose) und Holocaust-Leugnerinnen (Ursula Haverbeck, auf die eine 10-monatige Haftstrafe wartet) in den Räumlichkeiten am Kentroper Weg. Auch mindestens zwei Rechtsrock-Konzerte fanden dort statt.
Im Gegensatz dazu bleibt es im Rat der Stadt Hamm relativ ruhig um “Die Rechte”. Es wurden auch in diesem Jahr mehrere Anfragen und Anträge an und in den Rat getragen, beispielsweise eine Aufschlüsselung Hammer Geflüchteter nach Alter und Geschlecht. Für die Arbeit des Rates waren diese Anfragen jedoch eher unbedeutend.
Den gewalttätigen Höhepunkt des Jahres stellte ein Angriff von 20-30 Neonazis, sowohl aus Hamm als auch aus anderen Städten, auf eine Gruppe alternativer junger Menschen dar. Mehrere der Angegriffenen mussten anschließend ambulant behandelt werden.

Es ist nicht verkennbar, dass die Hammer Neonazistrukturen auch im vergangenen Jahr kontinuierlich ihre Ressourcen dafür genutzt haben, Hamm ihren menschenverachtenden Stempel aufzudrücken. Einen wichtigen Beitrag liefern dafür die Räumlichkeiten am Kentroper Weg: Sie fungieren als Location für Parties am Wochenende, als möglicher Raum der internen „Bildung“, als Veranstaltungs- und Rückzugsort. Die Dringlichkeit diesen Raum zu thematisieren und offenzulegen ist heute genauso gegeben wie 2013, als etwa 30 Nazis aus den Räumlichkeiten heraus einen bewaffneten Angriff auf linke Jugendliche starten. Auch im Nachgang der diesjährigen Demonstration gab es wieder einen Zusammenstoß mit bewaffneten Nazis in unmittelbarer Nähe zum Kentroper Weg.
“Damit sich dieser Zustand ändert, muss die Hammer Politik endlich anfangen diesen Ort zu thematiseren und sich dafür einsetzen diesen den Hammer Nazis wieder zu nehmen.”, so Michael Tillmann, Sprecher der Antifaschistischen Aktion Hamm.

Chronik 2003-2015