Nebenbei: Hammer Neonazis finden den „Heiligen Gral“

Hamm
– Der übermäßige Genuss von Wildschweinkeule, Plätzchen in
Hakenkreuzform, Met und was Neonazis über Weihnachten respektive zum
Julfest sonst so zu sich nehmen, kombiniert womöglich mit dem
wiederholten Betrachten der alten „Indiana Jones“-DVD an langen
Feiertagen, zeigt fatale Wirkungen. Zumindest in Hamm.

Der dortigen Kameradschaft ist gelungen, was sogar Heinrich Himmler
und seinem „Deutschen Ahnenerbe“ bei ihrer Suche verwehrt blieb:
„Kameraden, erhebt stolz Euer Haupt, Ihr habt geschafft, was viele vor
Euch nicht schafften! Ihr habt den Gral gefunden“, freut sich der Autor
einer „Kolumne“ auf der Homepage der Neonazis aus Hamm.

Gelungen ist ihnen der sensationelle Fund, weil sie erkannt haben,
dass der „Heilige Gral“ „mehr Gedanke als wirklich greifbarer
Gegenstand ist“. Er sei „eine Idee, eine Auffassung und eine
Geisteshaltung“. Nur „in einer Welt des Materialismus“ sei er durch das
– wir ahnten, wer dahintersteckt – „in seinen Grundfesten jüdische
Christentum“ als etwas Materielles verstanden worden und „zu einem
Gegenstand der Begierde gemacht“ worden.

Und wem gehört die Idee des „Heiligen Grals“, der Gesundheit und
ewiges Leben verspricht? Der Autor der Kameradschaft Hamm beantwortet
die Frage so: „Welche Idee oder welche Weltanschauung hat denn als
einzige das Kernziel, die Gesundung und die Erhebung des Volkes zu
wahrer Größe und damit auch Erbgesundheit? Nur der Nationale
Sozialismus!“

Und warum haben gerade Neonazis und gerade jetzt den Gral gefunden?
Weil sie „reinen Herzens“ seien, es ihnen „nicht um unseren
persönlichen Vorteil, sondern um die Zukunft des Deutschen Volkes und
der Nordischen Rasse“ gehe. „Es heißt, nur der, der reinen Herzens ist,
kann den Gral berühren, doch sind die meisten bewußt Suchenden vor uns
nur mit dem Grund der persönlichen Bereicherung losgezogen. Wir aber,
die wir unseren Wohlstand für die Genesung des Volkes einsetzen, sind
reinen Herzens.“ Der Rest war eine Kleinigkeit: „Er lag die ganze Zeit
vor uns, golden strahlend unter einer dicken Schicht Dreck, den unsere
Feinde auf ihn abgeworfen hatten. Doch die Augen des Reinherzigen
konnten den wahren Kern des Heiligen Grals finden.“

„Kameraden, wir sind die GRALSHÜTER!“, schreit der Autor die Leser
am Ende seiner „Kolumne“ an. Zum Julfest 2010 dürften bei den Hammer
Neonazis statt der üblichen Wehrmachts-Figuren geballt
Gralsritter-Figuren auf den Wunschzetteln stehen. Kleine
Hakenkreuzarmbinden für die Miniaturritter lassen sich ja selber
basteln. (rr)