Am Dienstag, den 11.05.2010, fand im Büro der Partei „Die
Linke“ eine Veranstaltung der Antifaschistischen Aktion Hamm zum
Thema „’Autonome Nationalisten’ – Die Modernisierung
neonazistischer Jugendkultur“ statt. Als Referent war Jürgen
Peters, Autor des gleichnamigen Buches, sowie Mitarbeiter des
„Antirassistischen Bildungsforums Rheinland“ eingeladen.
Während Jürgen Peters vor ca. 60 Besucher_innen über
Entstehungsgeschichte, Ideologie und das Auftreten der „Autonomen
Nationalisten“ referierte, bauten sich vor dem Büro in der
Oststraße ca. 20 Neonazis aus Hamm, Unna, Münster, Ahlen und
Dortmund auf und versuchten, wie bei vorangegangenen Veranstaltungen
der Antifa Hamm, zu stören und eine Drohkulisse für interessierte
Besucher_innen aufzubauen. Dies wurde von den anwesenden
Polizist_innen durch das Aussprechen von Platzverweisen jedoch
zumindest teilweise unterbunden, diese Vorgehensweise ist untypisch
für die Hammer Polizei, aber im Zusammenhang mit dem Angriff auf das
GAL-Zentrum in Kamen nicht weiter verwunderlich. Daraufhin bezogen
die Neonazis nahe der Stadtbücherei mit einem Transparent Stellung.
Auf dem Transparent fand sich neben einer (amerikanischen) Granate
die Textpassage „Macht kaputt was euch kaputt macht“ der linken
Band „Ton, Steine, Scherben“.
Nach ungefähr 30 Minuten
setzten sie sich in Form einer spontanen Demonstration in Richtung
Hintereingang des Linken-Büros in Bewegung. Dort trafen sie auf
deutlich mehr Antifaschist_innen als sie anscheinend erwartet hatten.
Dies zeigte sich deutlich dadurch, dass die vorher laut gebrüllten
Parolen plötzlich fast verstummten und die
Demonstrationsteilnehmer_innen orientierungslos und unsicher wirkten.
Einige Wenige versuchten allerdings trotzdem an die
Antifaschist_innen heran zu kommen. Dies endete mit vier Festnahmen
auf Seiten der Neonazis, unter anderem Matthias Drewer, der zum
zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen festgenommen wurde.
Der Referent ließ sich von den Geschehnissen vor der Tür nicht
aus der Ruhe bringen und lieferte einen spannenden und informativen
Vortrag ab. Videos, Songbeispiele und eine angeregte Diskussion
rundeten den Abend ab.
Eine unangenehme Überraschung erlebten wir jedoch am nächsten
Morgen beim Lesen des Westfälischen Anzeigers. An Stelle von einer
Bildungsveranstaltung, die von Nazis gestört wurde war dort von
Spontandemonstrationen „beider Lager“ und einem nur knapp
verhindertem „Aufeinandertreffen“ die Rede. Dass es sich um eine
Veranstaltung der Antifa Hamm handelte wird mit keinem Wort
erwähnt. Durch diese Form von schlechtem Journalismus werden
nicht nur Leser_innen der Zeitung völlig falsch informiert, sondern
auch unsere politische Arbeit diskreditiert. Es kann nicht sein, dass
wir eine Bildungsveranstaltung ohne jeglichen konfrontativen
Charakter durchführen und selbst dann als „Krawallmacher“
dargestellt werden.