Neonazi-Demonstration in Hamm

Nazi-Demo in Hamm am 23.10.2010 mit Vorabend-Kundgebung in Ahlen

Für den 23.10.2010 kündigen Nationalsozialist_innen aus Hamm einen Aufmarsch unter dem Motto „Das System bringt uns den Volkstod! – Freie Völker statt freie Grenzen!“ an. Auf der eigens für den Aufmarsch eingerichteten Internetseite befindet sich der Aufruf zu der Demonstration, der u.a. den „Nationalen Sozialismus“ als „Naturgesetz“ sieht und die Übernahme der Macht als kurz bevorstehend dargestellt wird. So schreiben die Verfassenden es sei „nur eine Frage der Zeit bis zum Eintritt einer revolutionären Situation“. Auch eine Rednerliste, die nicht nur „freie Kameradschaftler“ umschließt sondern mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der JN, Andy Knape, den Bogen in die rechtsextremen Parteien schlägt. Die Rednerliste, die von den fast schon obligatorisch eingeladenen Axel Reitz und Christian Worch, über Hartmut Wostupatsch und Sven Skoda, deckt nahezu alle Spektren des rechtsextremen Szene ab. Axel Reitz war Mitglied des „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ (kurz: KDS). Er ist seit seiner frühen Jugend in der rechten Szene aktiv und gern gesehener Redner bei Aufmärschen, Kundgebungen und Saalveranstaltung. Oft fungiert er auch selbst als Anmelder eben solcher Veranstaltungen. Er ist wegen Volksverhetzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole und Verstoßes gegen das Uniform-verbot auf einer Demonstration mehrfach vorbestraft. Zudem erhielt er eine Bewährungsstrafe wegen Diebstahls und unerlaubten Waffenbesitzes. Seine Freiheitsstrafe wurde 2003 wegen eines weiteren Verstoßes auf ein Jahr erhöht. Am 9. September 2005 verurteilte das Landgericht Bochum Reitz wegen Volksverhetzung zu 21 Monaten Haft. Er hatte sich auf einer Kundgebung gegen den Bau einer Synagoge in Bochum antisemitisch geäußert. Im Zusammenhang mit der andauernden Bewährungsstrafe ergab sich so eine Haftdauer von insgesamt 2 Jahren und 9 Monaten. Im April 2008 wurde Axel Reitz wegen guter Führung rund ein Jahr vor Ende der Haftdauer aus der JVA entlassen (Siehe auch: projekte.free.de/lotta/pdf/21/axel-reitz-muss-sitzen.pdf oder de.wikipedia.org/wiki/Axel_Reitz).
Auch Christian Worch ist seit den späten 1970er Jahren aktiver Nazi. Er hat die Rudolf-Hess-Gedenkmärsche mit organisiert und wurde aufgrund seiner Aktivitäten in der rechtsextremen Szene 1980 zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Er fundigert als Redner und Anmelder bei zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen (Siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Christian_Worch).
Hartmut Wostupatsch tritt bundesweit als Redner auf Kundgebungen und Demonstrationen auf. Er war Mitglied der Jungen Nationaldemokraten (Jugendorganisation der NPD, kurz: JN) und wurde später ausgeschlossen. Anschließende machte er eine “Ruhepause” bis 2000 (“berufliche Gründe”). Er ist Redner bei Demonstrationen/Kundgebungen und hat guten Kontakt zu Christian Worch (häufig ist Wostupatsch an der Seite von Christian Worch zu sehen) oftmals auffällig geworden wegen übler Nachrede “ranghoher Politiker”, Verleumdung, Volksverhetzung. Nach 2000 war er zwischenzeitlich umstritten in der rechten Szene, da er angeblich Kontakte zum Verfassungsschutz pflegte- seit Anfang 2005 scheinen die internen Auseinandersetzungen weitgehend beseitigt. Er spricht das erste Mal seit langem wieder in NRW (Siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_Wostupatsch).

Der Aufmarsch steht nicht nur für sich selbst, sondern auch in Zusammenhang eines seit einigen Monaten wieder neu aufkommenden Aktionismus seitens der Kameradschaft Hamm, die seit nunmehr sieben Jahren kontinuierlich aktiv ist. Mit Sascha Krolzig hatte die KS Hamm lange Zeit einen Kameradschaftsführer, der auf vielen Aufmärschen Reden halten durfte, Kontakte zu Axel Reitz und anderen etablierten,langjährig aktiven Nazis pflegte und als „Märtyrer nationaler Meinungsfreiheit“ eine kurze Haftstrafe verbüßen musste (de.wikipedia.org/wiki/Sascha_Krolzig). Mit Beginn seines Studiums und seinem Wegzug aus Hamm wurde es nicht nur ruhig um ihn, sondern auch kurzzeitig um die KS Hamm. In diesem Jahr kam es immer wieder zu Angriffen/Einschüchterungsversuchen auf antifaschistische Veranstaltungen oder politische Gegner_innen. Das Büro der Partei DIE LINKE ist im Prinzip dauerentglast. Zuletzt machte die KS Hamm durch ein „Outing“ auf sich aufmerksam, das auch medial aufgearbeitet wurde (Westfälischer Anzeiger vom 13.08.2010 und WDR Mediathek). Den früheren Aktionismus als Vorbild werden im gesamten Stadtgebiet Hakenkreuze gesprüht, Mord an Juden und Antifaschist_innen gefordert und der Nationalsozialismus verherrlicht.
Die Kameradschaft Hamm verfügt, wie man auch an der Rednerliste sehen kann,über zahlreiche Kontakte in Städte aus NRW und darüber hinaus. Sie arbeitet stark mit Neonazis aus Dortmund, Ahlen, Unna und Münster zusammen. Diese Gruppen sind meist jünger als die KS Hamm und am Beispiel Münster und Ahlen lässt sich die Aufbauarbeit und Unterstützung junger Gruppen sehr gut nachvollziehen. Die Zusammenarbeit mit den anderen Gruppen läuft sogar so gut, dass die meisten Aktionen nur gemeinsam stattfinden. Sowohl beim „Flyerverteilen“, als auch bei unterschiedlichen Kundgebung unterstützen sich die Gruppen personell. Auch beim Angriff auf das GAL-Zentrum in Kamen waren Hammer Nazis anwesend. Ein weiteres Zeichen für die starke Verbindung, besonders auch zwischen Ahlener und Hammer Nazis, ist die Vorabenddemo in Ahlen, die am 22.10.2010 stattfinden soll.

Die Hammenser Bürger_innen haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen mit Nazi-Aufmärschen gemacht. Bis 2007 ignorierte und dementierte die Stadt Hamm eine aktive Neonaziszene in Hamm. Die Demos seien von außerhalb organisiert worden und es würde sich um einen „rechten Wanderzirkus“ handeln. So forderte man die Bürger_innen auf als Zeichen der Ablehnung gegenüber den Nazis ihre Jalousien runter zulassen und die braunen Mülltonnen vor die Tür zu stellen. Allerdings wurden in den letzten Jahren ein paar weitere Gruppen gegen die Nazis „aktiv“. Über passive Aktionen ging das Engagement selten hinaus. Kundgebung, Friedensfeste, Luftballons steigen lassen sind natürlich Möglichkeiten seinen Unmut kundzutun. Allerdings werden so keine Nazi-Aufmärsche verhindert, gestoppt, verlangsamt etc. Deswegen wollen wir uns nicht darauf verlassen was die Stadt Hamm und andere vorhaben, sondern rufen alle Antifaschist_innen aus der Region und darüber hinaus auf nach Hamm zu kommen, um selbst aktiv zu werden. Welche Möglichkeiten ihr dazu haben werdet, erfahrt ihr hier oder unter aah.noblogs.net
Auf unserer Internetseite findet ihr auch einen Aufmarschsplitter, der die Aufmärsche der vergangenen Jahre kurz beschreibt.

Nachtrag:
Artikel von NRW rechtsaußen.