Nachtrag: Voller Erfolg für Antifa und BHSSQ

Nachtrag zu der Veranstaltung mit Kurt Pätzold des Bündnis „Hamm stellt sich quer“ in Zusammenarbeit mit der Antifaschistischen Aktion Hamm vom 24. September 2009 und der anschließenden Spontandemonstration der Besucher_innen.

Der Historiker Kurt Pätzold wurde eingeladen, um einen Vortrag zum Thema „Etikettenschwindel mit Tradition – Nationaler Sozialismus“ im AWO Bürgerkeller zu halten. Pätzold war Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Geschichte der Humboldt-Universität Berlin (bis 1992) und schreibt nun für die Tageszeitung junge Welt und ist im wissenschaftlicher Beirat der Rosa-Luxemburg Stiftung  tätig. Forschungsschwerpunkte Pätzolds sind u.a. die Geschichte des Faschismus und des Antisemitismus.

Neben 50 interessierten Besuchern tauchten kurz vor Veranstaltungsbeginn auch 15 uner- wünschte Gäste auf: Neonazis der "Kameradschaft Hamm" und den "Autonomen Nationalisten" aus Dortmund bauten sich vor dem Veranstaltungsort AWO-Keller auf, um die Besucher_innen einzuschüchtern.

Bereits im Januar diesen Jahres musste  Henny Dreifuss, die sich nach ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland erst 19-jährig dem französischen Widerstand anschloss, einen "Spießrutenlauf" durch feixende Neonazis antreten.2 Auch bei einer Veranstaltung im Mai baute sich eine bedrohlich wirkende, 25-köpfige Neonazi-Gruppe vor der Stadtbücherei auf, die in der Nacht zuvor mit rechtsextremen Parolen besprüht worden war, auf.

Da die Neonazis bei Veranstaltungsende noch immer vor dem AWO-Keller herum lungerten, entschlossen sich die Besucher_innen gemeinsam zum Bahnhof zu ziehen. Es formierte sich eine spontane Demonstration, die lautstark durch die Innenstadt zum Bahnhof zog.Die Besucher- innen haben deutlich gezeigt, dass sie sich von den Nazis nicht einschüchtern lassen. Die Polizei in Hamm scheint, auch nach über sechs Jahren regelmäßiger Aktionen von Neonazis, auf dem rechten Auge noch immer blind zu sein. Sie ließ die Neonazis mal wieder gewähren. Also mussten wir uns selber helfen und durch den Schutz eines gemeinsamen Heimwegs dafür sorgen, das Einzelne nicht von den Neonazis angegriffen werden konnten. Das entschlossene Vorgehen der Besucher_innen überraschte die wartenden Nazis so sehr, dass sie mit einiger Verzögerung stumpf der Demo folgten, um sich kurze Zeit später in einem Polizeikessel wieder zu finden.

Der Abend war nicht nur aufgrund der angeregten Gespräche und Diskussionen ein Erfolg, sondern vor allen Dingen durch die Vernetzung der einzelnenden Teilnehmer_innen und zu guter Letzt der gelungen Spontandemo.

 


Einige Titel von Kurt Pätzold:

  • Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP – 1920 bis 1945 (ursprünglich: Hakenkreuz und Totenkopf: Die Partei des Verbrechens. Ost-Berlin 1981.)
  • Kurt Pätzold und Erika Schwarz: Tagesordnung Judenmord. Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942. Metropol, Berlin 1998.
  • Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker: Rudolf Heß. Der Mann an Hitlers Seite. Leipzig 1999.
  • Kurt Pätzold: Ihr waret die besten Soldaten – Ursprung und Geschichte einer Legende. Leipzig 2000. http://www.weltderarbeit.de/lebensbilder3.pdf
  • Henny Dreifuss: „Von heute an gehörst du zu denen, die sich
    wehren…“ Mein Weg in die französische Résistance.