NS -Täter_innen vor Gericht
Im April 2011 ist eine Entscheidung im Fall des 90-jährigen John Demjanjuk zu erwarten, der als ehemaliger „ausländischer Hilfswilliger“ der SS wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 Jüdinnen und Juden im Vernichtungslager Sobibor in München vor Gericht steht. Auch wenn die deutsche Justiz derzeit einen überraschenden Verfolgungswillen an den Tag zu legen scheint, verlief die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der BRD zögerlich und schleppend. Nur ein Bruchteil der Täter und Täterinnen musste sich vor Gericht verantworten, die große Mehrheit entging einer Strafverfolgung.
Der Vortrag gibt einen Überblick über den juristischen Umgang mit NS-Täter_innen in der BRD und geht dabei auch vergleichend auf andere europäische Staaten ein. Dabei wird die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in ihren jeweiligen zeithistorischen Kontext gestellt und ein Blick auf die Täter_innenbilder geworfen, die der Nachkriegsgesellschaft zur Abgrenzung und Exkulpation dienten. Außerdem wird am Beispiel des Düsseldorfer Majdanek-Prozesses (1975-1981) auch eine geschlechtergeschichtliche Perspektive auf NS-Täterschaft eingenommen.
Die Referentin ist Historikerin am Institut für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Düsseldorf.
Donnerstag, 30 .Juni 2011 // 20.00 Uhr
Club Courage // Friedensstraße 42 // Münster