Für den 03.09.2011 mobilisieren Neonazis wieder zum so genannten Nationalen Antikriegstag nach Dortmund. Den seit 2005 jährlich stattfindenden Aufmarsch werden sie auch in diesem Jahr wieder dazu nutzen, um einen völkischen Antikapitalismus und Antiimperialismus zu propagieren, der stets mit Rassismus, Antisemitismus, Antiamerikanismus und Geschichtsrevisionismus einhergeht.
Die Dortmunder Naziszene
Insgesamt ist Dortmund eine Hochburg der so genannten „Autonomen Nationalist_innen” in Deutschland geworden. Nicht zuletzt durch einen stetigen Zuzug von Neonazi-Kadern aus der gesamten Bundesrepublik sind sie personell recht gut aufgestellt und verfügen mit einem hauseigenen Internetversandhandel und dem Nazi-Zentrum an der Rheinischen Straße über eine funktionierende und materiell gut ausgestattete Infrastruktur. Neben der Organisierung des „Nationalen Antikriegstags” verteilen sie in der Innenstadt oder vor Schulen Flugblätter und führen auch neben dem Großaufmarsch im September einige Aufmärsche und Kundgebungen durch. Daneben kommt es hin und wieder auch zu geplanten Angriffen auf linke Wohn- und Kulturprojekte sowie zu Übergriffen auf Menschen, die rechte Parolen nicht unkommentiert hinnehmen wollen und sich gegen Neonazis engagieren.
Ferner tritt mit der „Skinhead-Front Dortmund-Dorstfeld” vermehrt seit 2009 eine weitere Neonazi-Gruppierung an die Öffentlichkeit. Der brutale Angriff von zwölf Neonazis auf die alternative Kneipe Hirsch Q im Dezember letzten Jahres, bei dem mindestens ein Kneipenbesucher auch Stichverletzungen erlitt, sorgte für größeres Aufsehen. Dabei gingen die Neonazis mit äußerster Brutalität gegen Besucher_innen der Kneipe vor. Der Angriff ist, wenngleich einer der brutalsten, nicht der letzte in der langen Reihe von rechten Angriffen in Dortmund geblieben. Die „Skinhead-Front” geriet jüngst wieder in die Schlagzeilen, als deren Mitglieder mehrere Frauen in einer U-Bahn rassistisch beschimpften und angriffen – und nur einen Tag später auf einer Kirmes rumpöbelten und Auseinandersetzungen provozierten.
Die Dynamik der Aufmärsche
In sieben Jahren hat sich der Großaufmarsch zum Antikriegstag unter Federführung der Dortmunder „Autonomen Nationalist_innen” zu einem wichtigen Tag im Kalender der aktionsorientierten extremen Rechten entwickelt. Während zum ersten Aufmarsch 2005 circa 200 Neonazis erschienen, wuchs die Zahl bis zum Jahr 2008 auf 1.100 an. Diese „Erfolgsgeschichte” erfuhr in den letzten Jahren einen empfindlichen Einschnitt: 2009 und 2010 wurde der Mythos des „Nationalen Antikriegstags”, den die Dortmunder Neonazis in jahrelanger europaweiter Mobilisierungsarbeit versucht hatten aufzubauen, dadurch demontiert, dass die Dortmunder Polizei die geplanten Aufmärsche kurzfristig zu stationären Kundgebungen umwandelte. Der Event-Charakter des Aufmarsches erlitt dadurch schweren Schaden. Fakt ist: Großaufmärsche gestalten sich für die Neonazis immer schwieriger, auch wenn das in Dortmund bislang weniger an Antifaschist_innen als an dem restriktiven Vorgehen der Polizei liegt.
Die Stadt und ihre Nazis
Die Gründe, warum Neonazis sich in Dortmund ausgebreitet haben, sind nicht zuletzt das langjährige Leugnen des Naziproblems seitens der Stadt Dortmund und fehlende Maßnahmen und Konzepte der sozialdemokratischen Lokalpolitik sowie der örtlichen Polizei. Erst die antifaschistischen Aktivitäten der letzten Jahre haben zu Betriebsamkeit im Rathaus geführt. Inzwischen demonstrieren die Stadtoberen wenigstens symbolisch. Allerdings sind durch konsequente Öffentlichkeitsarbeit autonomer Antifa-Gruppen auch hier Veränderungen wahrnehmbar. So kaufte die Stadt Dortmund das Haus an der Rheinischen Straße 135, in dem die Neonazis ihr „Nationales Zentrum” angemietet haben und verdoppelte den Etat zur Förderung örtlicher Projekte „gegen Rechtsextremismus” auf 200.000 €. Allerdings gelingt dies offenkundig nur durch öffentlichen und politischen Druck von außen. Dass das alles allein nicht ausreicht, um die Dortmunder Naziszene nachhaltig zu schwächen, ist offensichtlich. Notwendig ist ein kontinuierliches und konsequentes Agieren gegen die extreme Rechte.
Dortmund Calling
Daher rufen alle autonomen Dortmunder Antifa-Gruppen gemeinsam mit zahlreichen antifaschistischen und (radikal-)linken Gruppen aus NRW auch in diesem Jahr dazu auf, den Naziaufmarsch am 3. September zu verhindern. Mit einer linksradikalen Vorabenddemo am 2. September bietet das DAB zudem einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Neonazis und der sie hervorbringenden Gesellschaft Raum. Im Anschluss an die Demo ist ein Konzert geplant. Außerdem werden wir auch den „Aktionswochen” der hiesigen Neonazis im Vorfeld des Antikriegstags nicht nur mehr Beachtung schenken, sondern bereits auch hier mit eigenen Inhalten an die Öffentlichkeit treten. Am Samstag gibt es dann in bewährter Qualität ein Convergence Center, die nötige Infostruktur und natürlich auch einen Ermittlungsausschuss.
Die Ereignisse der letzten Jahre haben erneut vor Augen geführt, dass damit allein keine Handlungsfähigkeit gegenüber einer geradezu absurden Übermacht von schwerbewaffneten Polizeihundertschaften, die in der Lage sind, ganze Stadtteile hermetisch abzuriegeln, erreicht werden kann. Um dieses Jahr trotz zu erwartender starker Präsenz durch die Polizei weiterhin flexibel agieren zu können, legen wir den Fokus dieses Jahr verstärkt auf die Anreise. Hierzu gibt es bereits ein flexibles, mehrstufiges Konzept, um unsere Handlungsfähigkeit über den gesamten Tag zu gewährleisten. Weitere Infos dazu findet ihr in Kürze auf unserer Website. Schließt euch den Anreisegruppen an oder kommt direkt nach Dortmund. Den „Nationalen Antikriegstag” zum Desaster machen!
Gegen Neonazis, Geschichtsrevisionismus und deutsche Zustände!
Naziaufmarsch am 03.09. sabotieren, blockieren, verhindern!