Verbot der Kameradschaft Hamm / Kameradschaft Aachener Land / Nationaler Widerstand Dortmund

+++26.09.2012+++Verbot der KSH ist endgültig rechtskräftig+++

KSH, KAL und NWDO verboten!                                                                                            Am Donnerstagmorgen, den 23.08.2012, hat NRW Innenminister Ralf Jäger die drei großen Naziorganisationen „Kameradschaft Hamm“, „Kameradschaft Aachener Land“ und den „Nationalen Widerstand Dortmund“, der auch federführend bei der Organisation des anstehenden Antikriegstages am 01. September ist, verboten!
Ab 6 Uhr morgens fanden Razzien statt, über 900 Polizeibeamt_innen dursuchten in Dortmund, Bochum, Lünen, Essen, Unna, Schwerte, Herdecke, Gelsenkirchen, Hamm, Münster und Bielefeld mehr als 140 Objekte, darunter auch das “Nationale Zentrum” an der Rheinischen Straße 135, welches dem NW Dortmund zugerechnet wird.

„Villa Kunterbraun“ ist Geschichte.
Auch das vermeintliche “Nationale Zentrum” an der Werler Straße 82 in Hamm war Objekt der Razzia. Die ehemalige Gaststätte wurde erst kürzlich vom führenden Kameradschaftsmitglied Sascha Krolzig gemietet und wurde unter anderem als Veranstaltungsraum genutzt. Nach einer Veranstaltung der NPD mit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel am vorletzten Samstag wurden die Vorgänge in der Immobilie auch der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht, wir informierten bereits im Vorfeld den Vermieter über die Situation. Dieser zog die Konsequenzen und kündigte den Nazis.
Bei der Razzia am Donnerstag räumte ein Speditionsunternehmen die gesamte Immobilie aus, jegliches Inventar wurde mitgenommen und auch das Vermögen der Kameradschaft Hamm sowie der anderen verbotenen Gruppieren wurden vom Land NRW beschlagnahmt. Insgesamt wurden 16 Objekte in Hamm durchsucht, dabei wurden unter anderem “Acht Gaspistolen, eine schussfähig gemachte Gaspistole, zwei Schlagstöcke, acht Messer (teils mit Hakenkreuzen) fünf Schlagringe und zweimal Pfefferspray” (Quelle: wa.de) gefunden.

„Bisher umfangreichster Schlag gegen die rechtsextreme Szene in NRW“
In einer Pressekonferenz am Mittag bezeichnete Jäger das scheinbar von langer Hand geplante Vorhaben als “schwersten Schlag” gegen die Neonazi-Szene in Nordrhein-Westfalen. „Aus diesen Kameradschaften haben die Mitglieder eine ganze Reihe von Straftaten begangen – feige, brutale Übergriffe gegen Andersdenkende, Migranten bedroht und verfolgt (…) damit ist jetzt Schluss. “
Obwohl der heutige Tag für uns, wie für alle Genoss_innen in NRW, ein Grund zum Feiern ist, dürfen wir nicht vergessen, wie lange es gedauert hat, bis das Problem des Rechtsradikalismus erkannt wurde. Bis vor einem Jahr wurde überhaupt das Bestehen rechter Strukturen in Hamm von der Stadt geleugnet und von breiten Teilen der Bevölkerung ignoriert. Die Razzien heute legen offen, wie gut die Szene innerhalb NRWs und auch mit der NPD vernetzt ist. Durch die flächendeckende Beschlagnahmung des gesamten Inventars sowie der finanziellen Mittel der Gruppierungen wurde ihre Handlungsfähigkeit zwar massiv eingeschränkt, doch das Vorgehen heute darf nicht alleine stehen.
Die Mitglieder der verbotenen Strukturen müssen weiterhin konsequent beobachtet werden, wünschenswert wären auch Verbote der kommenden Naziaufmärsche in Dortmund und Hamm.
Da die sehr gewaltbereiten Mitglieder der Szene noch nie vor Übergriffen auf politische Gegner_innen zurück geschreckt sind, ist besonders in den kommenden Tagen mit Vorkommnissen zu rechnen, auch Kundgebungen sind zu erwarten.
Das Verbot ändert auch nichts an dem immer stärker werdenden Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit und dem wieder aufkommendem Antisemitismus in Deutschland.

Wir machen weiter mit einem unbeirrten und konsequenten Aktivismus gegen Rechts, sowohl gegen Strukturen der extremen Rechten als auch gegen die Verankerung und den Fortbestand rechter Ideologie in der Mitte der Gesellschaft.

 

 

bnr: Ober-„Autonome“ werden Parteichefs

Dortmund – Drei führende Vertreter der „Autonomen Nationalisten“ im Ruhrgebiet bilden den Kern des nordrhein-westfälischen Landesvorstands bei Christian Worchs Partei „Die Rechte“.

Wie aus deren Reihen per Twitter und Facebook mitgeteilt wurde, fand am Samstag der Gründungsparteitag des NRW-Landesverbandes statt – wohl nicht zufällig in Dorstfeld, jenem Dortmunder Stadtteil, in dem sich Rechts-„Autonome“ in den letzten Jahren zunehmend breit gemacht hatten. Zum Landesvorsitzenden wurde demnach Dennis Giemsch gewählt. Er galt als führender Kopf der Gruppierung „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO). NRW-Innenminister Ralf Jäger hatte die Neonazi-Vereinigung im August verboten. Auch Giemschs Stellvertreter im Landesvorsitz von „Die Rechte“ kommt aus der Führungsriege des NWDO: Michael Brück soll als NRW-Vize fungieren. Weiterlesen

NPD-Zentrale dichtmachen! Antifa-Demo am 22.09. in Essen

Mehrere Jahrzehnte lang existierte in Bochum-Wattenscheid die Landeszentrale der nordrhein-westfälischen NPD. Nun hat die rechtsradikale Partei in der Marienstraße 66a im Essener Stadtteil Kray eine neue Bleibe gefunden. In den letzten Wochen fanden hier bereits mehrere Treffen statt, an denen Parteifunktionäre aus ganz NRW teilnahmen.

Die NPD verbreitet offen rassistische und antisemitische Positionen und stellt sich unverhohlen in die Tradition der historischen Nationalsozialisten. Sie ist aktuell die größte und erfolgreichste rechtsradikale Partei in Deutschland. Zumindest in Ostdeutschland ist es ihr zwischenzeitlich gelungen, sich auch auf der parlamentarischen Ebene zu etablieren. In Nordrhein-Westfalen hingegen erreichte sie bei der diesjährigen Landtagswahl ein Ergebnis von gerade einmal 0,5 Prozent und scheiterte damit deutlich an der Fünfprozenthürde. Doch trotz ihrer parlamentarischen Bedeutungslosigkeit stellt die Partei auch in Westdeutschland insbesondere für Migranten und politische Linke eine reale Gefahr dar, denn immer wieder versuchen ihre Anhänger ihr menschenverachtendes Ziel einer ethnisch und kulturell homogenen Volksgemeinschaft mit körperlicher Gewalt umzusetzen. Die NPD bietet militanten Neonazis Infrastruktur und einen legalen Rahmen für ihre Aktivitäten. Weiterlesen

Neonazis im Westenkrug.

Mitglieder verbotener Neonazi-Kameradschaften trafen sich in Hamm

In der Gaststätte „Westenkrug“ an der Victoriastraße fand am 8. September 2012 ein Treffen der Neonazi-Szene statt. Unter den Teilnehmenden befanden sich zahlreiche Führungskader der seit gut zwei Wochen verbotenen Neonazi-Gruppen „Nationaler Widerstand Dortmund“ und „Kameradschaft Hamm“. An der mehrstündigen Versammlung haben über 30 Personen teilgenommen.

Wirt soll Neonazis Hausverbot erteilen
Der Wirt des „Westenkrug“ war über den Charakter der Veranstaltung und seine Gäste informiert. Er setzte die Neonazis trotzdem nicht vor die Tür. Auf Nachfrage gab er an, seine Gaststätte an die Neonazis zu vermieten, da er auf die finanziellen Einnahmen angewiesen sei. Der Wirt macht sich zum Helfer der Neonazis, wenn er ihnen seine Räume überlässt. Wer sich von Neonazis und ihren rassistischen Positionen distanziert, der darf sie auch nicht unterstützen, in dem er ihnen eine Ort zur Vernetzung und Planung bietet. Wir fordern den Gastwirt auf, der NPD und den Kameradschaften unverzüglich Hausverbot zu erteilen.

Führende Neonazis der verbotenen Kameradschaften anwesend
Unter den Teilnehmern der Veranstaltung befanden sich Sascha Krolzig, der Anführer der verbotenen „Kameradschaft Hamm“ sowie Dietrich Surmann, Alexander Deptolla und Michael Brück, die der Führungsebene des verbotenen „Nationalen Widerstand Dortmund“ angehörten. Am Samstag anwesend war auch der Rechtsanwalt Andrè Picker aus Dortmund. Dieser ist zwar Mitglied der extrem rechten „Bürgerbewegung pro NRW“, zugleich aber auch der rechtliche Beistand der regionalen Neonazis. Nach der Verfügung des Innenministers ist den Kameradschaften aus Dortmund und Hamm jede weitere Aktivität untersagt, ebenso dürfen sie keine Nachfolgestrukturen aufbauen. Trotzdem konnten sie sich ungestört in Hamm treffen. Dass die Polizei nicht eingeschritten ist, wirft schon einige Fragen auf. Die Verbote haben die Szene zwar verunsichert und temporär geschwächt, fest steht aber, dass viele Neonazi-Aktivisten versuchen, neue Betätigungsfelder zu finden und Ersatzorganisationen zu gründen. Die Veranstaltung am Samstag ist als Versuch der Reorganisation zu werten. Dies muss unterbunden werden.

Nachfolgeaktivitäten müssen unterbunden werden
Als mögliches Auffangbecken für die vom Verbot betroffenen Mitglieder bietet sich die NPD an. Vor drei Monaten konnten bereits Bestrebungen von Kameradschafts-Aktivisten zum Eintritt in die NPD beobachten werden. Der Kreisverband Unna/Hamm stand diesen Bestrebungen offen gegenüber. Auch die von Christian Worch gegründete Mini-Partei „Die Rechte“ wird nun genutzt. Sascha Krolzig versucht aktuell, den Aufmarsch am 6. Oktober als Veranstaltung dieser Partei umzudeuten, um einem Verbot zu entgehen.

Widerstand bleibt notwendig
Niemand sollte glauben, dass sich das Neonazi-Problem durch Verbote vollständig lösen lässt. Die Personen und ihr Gedankengut werden bleiben. Polizeiliche und ordnungspolitische Mittel sind nicht ausreichend, um Rassismus und Neonazismus erfolgreich zu begegnen. Wichtiger ist der Widerstand von unten, wie er von Antifa-Gruppen, Initiativen und Bündnissen praktiziert wird sowie eine breite gesellschaftliche Debatte. Ein gesellschaftliches Problem wie Rassismus bedarf einer Antwort aus der Gesellschaft. Für uns heißt diese: Konsequenter Antifaschismus!

Hintergrundinfos: Neonazi-Treffen in Hamm
Der Kreisverband Unna/Hamm der Partei veranstaltet regelmäßig Treffen, die der regionalen Neonazi-Szene, unter anderem auch den seit dem 23. August verbotenen Gruppen „Kameradschaft Hamm“ (KSH) und „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO), als Ort der Vernetzung und des Austausches dienen. Organisator dieser Treffen ist Hans-Jochen Voß, ein Versicherungsmakler aus Unna und Vorsitzender des NPD Kreisverbandes Unna/Hamm, der von der Polizei ebenfalls zum „NW Dortmund“ gezählt wird. Die letzte Veranstaltung dieser Art fand 11. August in der von Sascha Krolzig angemieteten ehemaligen Gaststätte an der Werler Straße statt. Dies war durch Recherchen von Antifa-Gruppen bekannt geworden. Damals referierte die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck vor über 50 Neonazis. Die Räume in der Werler Straße können seit den Verboten nicht mehr genutzt werden. Die Neonazis sind nun wieder auf Gaststätten als Versammlungsorte angewiesen. Bis 2009 fanden die regelmäßigen Veranstaltungen vor allem im Kreis Unna statt. Doch dort findet Hans-Jochen Voß keine Gastwirte mehr, die bereit sind mit ihm zusammen zu arbeiten. Besonders die NPD mietete Räume oft unter falschen Angaben. Behauptet wurde, ein Geschichts- oder Heimatverein würde sich treffen, in Wirklichkeit fanden dann aber Schulungsveranstaltungen der NPD statt.

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Tipps für Gastwirte gibt es hier:
Wirtehandreichung der Antifa UNited http://antifaunited.blogsport.de/images/wirtehandreichung509.pdf

Ratgeber der Info- und Bildungstelle gegen Rechtsextremismus, Köln http://www.mbr-koeln.de/wp-content/uploads/2012/02/ibs-handreichung_keine-raeume_fuer_nazis.pdf

BE PART OF IT: Naziaufmarsch sabotieren, blockieren, verhindern!

Am 24. August fand in Hamm, eine Info-Veranstaltung zu den Protesten gegen den Naziaufmarsch in Dortmund am 1. September statt.

 

Informationen zu dem Konzept von Alerta! findet ihr auf: alerta.noblogs.org

 

 

Naziaufmarsch am Samstag ist verboten +++ Wir mobilisieren für Samstag auf einen angemeldeten Startpunkt einer Demonstration: 11:30 Uhr Platz von Amiens (Nähe Dortmund HBF am RWE Tower) +++ Falls es Naziaufmärsche in der Umgebung von Dortmund gibt, werden wir dorthin mobilisieren +++ Der Treffpunkt “U-Bahn Karl-Liebknechtstrasse” und die koordinierte Zuganreise sind nicht mehr nötig +++ Je nach Verlauf des Tages, werden wir am späten Nachmittag in Dortmund weiteres machen +++ EA und Infostrukur sind natürlich weiter in Betrieb +++

 


 

Nazirock? Nazis wegrocken!

Am Vorabend des diesjährigen Antikriegstags beabsichtigten Neonazis, im Dortmunder Stadtteil Lütgendortmund ein Open-Air-Konzert zu veranstalten. Das Konzert sollte auf dem zentral im Ort gelegenen Heinrich-Sondermann-Platz stattfinden. Am 27. August  hat die Polizei Dortmund das Vorabendkonzert und den Aufmarsch der Neonazis am Samstag verboten. Es bleibt abzuwarten, ob das Verbot Bestand haben wird. Aktuell haben die Anmelder der beiden Neonazi-Veranstaltungen beim Oberverwaltungsgericht Münster (also nun 2. Instanz) Klage gegen das Verbot eingelegt.

Uns reicht es nicht, die Nazis lediglich aus der Innenstadt zu verdrängen: Wir haben keinen Bock auf Nazis – egal ob in der Dortmunder-Innenstadt, in Vororten oder sonstwo –, deswegen werden wir am 31. August vom S-Bahnhof Langendreer in das Zentrum von Lütgendortmund ziehen und das Konzert des „Nationalen Widerstands“ zu einem Desaster machen.
So werden wir auch und trotz des aktuellen Konzert-Verbotes durch die Dortmunder Polizei an unseren Plänen der Demonstration gegen das Rechtsrock Konzert festhalten, Grund dafür gibt es allemal!

Warum Lütgendortmund?

Dass die Nazis ihr Konzert in Lütgendortmund abhalten wollten, ist kein Zufall: Der Stadtteil ist seit etwa zwei Jahren im Fokus der Rechten. Den Aufhänger dafür bot die Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft im April 2011 in diesem Stadtteil. Im letzten Jahr veranstalteten sie einen Aufmarsch mit 150 Teilnehmer_Innen gegen das Flüchtlingsheim, der von Teilen der Lütgendortmunder Einwohnerschaft begrüßt wurde. Die Nazis bemerkten diesen fruchtbaren Nährboden und fielen seitdem immer wieder durch rassistische Agitationen im Stadtteil auf. Sie bedienten sich dabei einer Bandbreite an Maßnahmen, die von Sprühereien bis zur Störung von städtischen Veranstaltungen reichte. Das geplante Konzert sollte dazu dienen, den Anspruch der Nazis, Lütgendortmund zu „ihrem“ Stadtteil zu machen, zu verstärken. Zudem wollten die Dortmunder Nazi-Kader dadurch versuchen, ein eher an Rechtsrock interessiertes Klientel zu ihrem Aufmarsch zu locken, um so der stetig sinkenden Teilnehmerzahl entgegenzuwirken.

Mit der Demonstration will das Alerta!-Bündnis an die wirksame Antifa-Arbeit in Bochum Langendreer anschließen: Die Initiative „Langendreer gegen Nazis“ demonstrierte im letzten Herbst mit über 1.000 Teilnehmer_Innen durch den Stadtteil, in dem eine Nazi-Clique ihr Unwesen trieb. Mit der Demonstration und begleitender Aufklärungsarbeit wurden die Aktivitäten der Nazis merklich behindert. Die Demonstration von Bochum Langendreer nach Lütgendortmund hat nicht zuletzt auch das Ziel, auf die engen Kontakte zwischen Neonazis aus beiden Stadtteilen aufmerksam zu machen, denn der Kampf gegen Neonazis kann nie die alleinige Aufgabe einer Stadt sein.

In diesem Sinne – auf die Straße und das Nazi-Konzert sabotieren, blockieren, verhindern!

Love Music – Hate Fascism
Nazi-Konzert verhindern!

Freitag 31. August 2012 | Bahnhof Langendreer | 16:30 Uhr

Vermieter hat Hammer Neonazis gekündigt.

Der Vermieter der ehemaligen Gaststätte, welche die Neonazi-Szene an der Werler Straße in Hamm angemietet hat, reagiert schnell: Wenige Tage nachdem er über seine braune Mieter informiert wurde, ließ er über seinen Anwalt verlautbaren, er habe den Mietvertrag fristlos gekündigt. Der Mieter des Neonazi-Treffs, Sascha Krolzig, hat die Räume als Privatwohnung gemietet. Die Antifaschistische Aktion  Hamm und die Antifa UNited belegten aber am vergangenen Wochenende, dass die Räume für Schulungsveranstaltungen der NPD genutzt wurden.

Nazi-Aktivitäten unterbinden                                                                                                    In einer Pressemitteilung hatten wir zudem gefordert, dass die Stadtverwaltung alles daran setzen müsste, den Vermieter zu unterstützen und die Nutzung des Ladens zu unterbinden. Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann, der in der Vergangenheit nicht unbedingt für konsequentes Handeln gegen Rechts bekannt war, kündigte an, den Vermieter mit juristischem Rat zur Seite zu stehen. Gleichzeitig teilte er mit, er setze auf Polizei und Innenministerium und hoffe auf ein NPD-Verbot. Doch das Delegieren des Problems an „übergeordnete“ Stellen wird ebenso wenig schnelle Erfolge nach sich ziehen, wie das Warten auf ein NPD-Verbot, von dem die „Kameradschaft Hamm“ eh nur am Rande betroffen sein wird.

Eigenes Handeln ist gefordert                                                                                             Gefordert ist vielmehr eigenes Handeln. Antifaschist_innen haben deswegen damit begonnen, die Anwohnerschaft an der Werler Straße über ihre braunen Nachbarn zu informieren. Es wurden zahlreiche Flugblätter verteilt. Antifas werden weiter gegen den Neonazi-Treff vorgehen. Die Neonazis haben angekündigt, gegen die Kündigung Rechtsmittel einzulegen. Wie lange es also noch dauert, bis die Neonazis die Werler Straße verlassen haben, ist also noch nicht abzusehen.


PM: Nazis haben ehemalige Gaststätte an der Werler Straße in Hamm angemietet

Am Samstag, den 11. August 2012, trafen sich die neonazistische NPD und die „Kameradschaft Hamm“ zu einer Schulungsveranstaltung in Hamm. Als Veranstaltungsraum nutzten die Neonazis eine seit einigen Wochen vom Hammer Neonazi Sascha Krolzig angemietete ehemalige Gaststätte an der Werler Straße 82. An der Veranstaltung nahmen 50 Personen teil. Unter ihnen befand sich auch Ursula Haverbeck-Wetzel. Die verurteilte Holocaustleugnerin ist die ehemalige Vorsitzende des verbotenen Neonazi-Vereins „Collegium Humanum“ in Vlotho.

Nazis haben ehemalige Gaststätte angemietet
Die ehemalige Gaststätte an der Werler Straße wird seit einigen Wochen von den Neonazis genutzt. So treffen sich größere Gruppen Neonazis an Freitagen zu Saufgelagen in den Räumlichkeiten. Auch weitere Schulungsveranstaltungen hat es dort bereits gegeben. Die „Kameradschaft Hamm“ möchte sich durch die Anmietung einen Stützpunkt in der Stadt schaffen, von dem aus sie ihre Aktivitäten planen kann. Der Ort dient ihnen auch als Rückzugsort und „sicherer“ Veranstaltungsraum. Die 2003 gegründete „Kameradschaft Hamm“ ist für zahlreiche Gewalttaten in Hamm verantwortlich. Vor allem vermeintliche politische GegnerInnen und deren Räumlichkeiten wie Parteibüros wurden in den vergangenen Jahren attackiert. Zahlreiche Kameradschaftsmitglieder sind wegen einschlägiger Delikte vorbestraft. Immer wieder wurde Hamm auch zum Schauplatz neonazistischer Demonstrationen. Die nächste ist für den 6. Oktober 2012 angemeldet.

Mietvertrag kündigen – Nazis vor die Tür setzen
Die Antifa-Gruppen fordern den Vermieter auf, den Mietvertrag mit den Neonazis umgehend zu kündigen. Den Neonazis müssen ihre Räumlichkeiten genommen werden, so soll verhindert werden, dass sie vermehrt Aktivitäten und Gewalttaten in Hamm begehen. Der Vermieter braucht dabei die Unterstützung von der Stadt und aus der Politik. Die Stadtverwaltung ist gefordert, ihm die notwendige Beratung zu kommen zu lassen, wie er das Mietverhältnis schnellst möglich beenden kann. Die Stadt selbst muss alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um die Nutzung der Räume durch die Neonazis zu verhindern. Auch die Stadtgesellschaft ist gefordert, sich gegen den Neonaziladen zu engagieren. Die Nachbarschaft des braunen Ladens darf nicht alleine gelassen werden. Antifaschistische Gruppen werden auch zukünftig gegen die Räume protestieren.

Veranstaltungen der NPD Unna/Hamm
Die NPD Unna/Hamm veranstaltet seit vielen Jahren monatliche Schulungsveranstaltungen, die maßgeblich von ihrem Kreisverbandsvorsitzenden Hans Jochen Voß aus Unna organisiert werden. Bei diesen Veranstaltungen referieren regelmäßig bekannte Szenegrößen. In den letzten Jahren traten u.a. der Jürgen Rieger, Andreas Molau, Jürgen Gansel, Udo Voigt, Holger Apfel, Frank Rennicke oder Rigolf Hennig auf. Zu den Veranstaltungen reisen NPD-Mitglieder aus ganz Westfalen an. Bis 2009 fanden die Veranstaltungen in wechselnden Gaststätten im Kreis Unna statt, doch das Engagement von AntifaschistInnen führte dazu, dass immer mehr Gastwirte nicht an die NPD vermieten wollten. Mehrere Male wurde die NPD noch am Veranstaltungstag vor die Tür gesetzt. Hans Jochen Voß zog sich daraufhin nach Dortmund zurück. Seit Oktober 2009 fanden die Veranstaltungen im Neonazi-Zentrum in der Rheinischen Straße in Dortmund-Dorstfeld statt. Nun versucht die NPD offenbar in Hamm Fuß zu fassen. Die NPD Unna/Hamm und ihr Vorsitzender Hans Jochen Voß gelten als Fürsprecher und Sponsoren der parteifrei organisierten und gewalttätigen Neonazi-Szene. So werden sowohl zur „Kameradschaft Hamm“ als auch zum „Nationalen Widerstand Unna“ und dem „Nationalen Widerstand Dortmund“ enge Beziehungen unterhalten. Mehrfach hat Voß die Gruppen auch finanziell unterstützt. Es ist zu vermuten, dass er auch die Anmietung des Neonazi-Ladens an der Werler Straße mit Geldbeträgen sponsert.

Informationen zu Ursula Haverbeck-Wetzel
Die 84 Jahre alte Ursula Haverbeck-Wetzel war lange Jahre Vorsitzende des „Collegium Humanums“, eines neonazistischen Studienwerks in Vlotho. Sie war die Frau des mittlerweile verstorbenen Gründers des „Collegium Humanums“, Werner Georg Haverbeck. Dieser war schon 1929 Mitglied der Reichsleitung der NSDAP-Studentenschaft. 1933 berief ihn der „Hitlerstellvertreter’‘ Rudolf Hess zum Leiter der „Reichsmittelstelle für Volkstumsarbeit’‘, einer Großorganisation des NS-Regimes, die u.a. an der Organisation der Nürnberger Parteitage maßgeblich beteiligt war. Seit den 1980er Jahren fanden auf dem Anwesen in Vlotho regelmäßig neonazistische Versammlungen statt. 1984 traf sich dort beispielsweise das „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers’‘. Am 7. Mai 2008 wurde das „Collegium Humanum“ einschließlich des angeschlossenen Vereins „Bauernhilfe e. V.“ durch den Bundesminister des Innern verboten. Das Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt. Haverbeck-Wetzel blieb allerdings weiterhin politisch aktiv. In den vergangenen Jahren wurde sie mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt. 2009 wurde sie verurteilt, weil sie die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knoblauch beleidigte, und ihr gedroht hatte: „Machen Sie so weiter wie bisher, dann könnte sich ein neues Pogrom ereignen, das entsetzlich würde.“ Von 2003 bis zum Verbot im Jahr 2008 war Haverbeck-Wetzel zudem stellvertretende Vorsitzende des „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ (VRBHV), eines Zusammenschluss von Holocaustleugnern aus dem In- und Ausland. Zuletzt referierte Ursula Haverbeck-Wetzel im November 2010 beim NPD Kreisverband Unna/Hamm. Die NPD Unna/Hamm ehrt die Holocaustleugnerin als „große alte Dame des deutschen nationalen Widerstands“. Die Veranstalter äußerten sich 2010 in einem Bericht zuversichtlich, „Frau Haverbeck noch recht oft in unserem Kreis begrüßen können“. Dieses Treffen fand augenscheinlich am heutigen Samstag in Hamm statt. Bereits am vergangenen Samstag sprach Haverbeck-Wetzel auf einem Neonaziaufmarsch im niedersächsischen Bad Nenndorf. Haverbeck-Wetzel reiste mit Hans Jochen Voß an. Sascha Krolzig war Versammlungsleiter der Demonstration, an der 400 Neonazis teilnahmen.


Ursula Haverbeck-Wetzel (mitte) mit Sascha Krolzig (rechts) in Bad Nenndorf

Pressemitteilung der Antifaschistischen Aktion Hamm und Antifa UNited

+++ Update: 13.08.2012 +++
Medienecho:
WA-Online / Westfälischer AnzeigerNRW rechtsaußen / Ruhrbarone / Dokumentationsarchiv / Radio Lippewelle Hamm / Netz gegen Nazis
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Dortmund: Warum starb Ousman Sey?

call for demonstration

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Warum starb Ousman Sey? – Aufruf zur Demonstration am 20.07.2012, 18 Uhr Dortmund HBF-Nord

Am Morgen des 7. Juli 2012 starb der aus Gambia stammende Ousman Sey im Dortmunder Polizeigewahrsam. Zuvor hatte Sey zwei Mal vergebens einen Krankenwagen gerufen, weil er sich schlecht gefühlt hatte. Nach dem ersten Eintreffen diagnostizierten die Rettungskräfte ein Herzrasen und attestierten ihm, noch kein Fall für das Krankenhaus zu sein. Als Sey eine halbe Stunde später erneut einen Krankenwagen rief, litt er Angaben seines Bruders zufolge bereits unter Krampfanfällen. Außerdem begann er angeblich, in seiner Wohnung zu „randalieren“, weshalb Einsatzkräfte der Polizei gleichzeitig mit den Rettungskräften eintrafen. Diese attestierten Sey erneut, nicht ins Krankenhaus zu müssen – eine Untersuchung durch den Polizeiarzt im Gewahrsam reiche aus. Dies geschah, obwohl eine im selben Haus wohnende Krankenschwester den Einsatzkräften klarzumachen versuchte, dass Ousman Sey dringend ins Krankenhaus gebracht werden müsse.

In Polizeigewahrsam angekommen, brach Ousman Sey jedoch sofort zusammen und starb laut Angaben der Behörden kurze Zeit später im Krankenhaus an einem Atemstillstand. Angehörige und Freund_innen des Toten äußerten in der Lokalpresse den Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung durch die Rettungssanitäter_innen und Polizist_innen aus rassistischen Motiven. Die Leiter von Polizei und Feuerwehr, Norbert Wesseler und Dirk Aschenbrenner, wiesen dies erwartungsgemäß direkt zurück – ohne eine vorherige eingehende Prüfung der Ereignisse. Rassismus, so die Chefs von Feuerwehr und Polizei, habe in ihren Behörden keinen Platz und beeinflusse keineswegs die Handlungen der Einsatzkräfte. Weiterlesen